Gewinner der dritten Stork Trophy von 2019, Nicola Čolić, übersetzt den Maraschino in
die Schweiz und verwendet für seinen Morellino die Schattenmorelle als Hauptzutat.
Er kommt als tragende Komponente in Mischgetränken wie der Brandy Crusta oder Last Word zum Einsatz, und spendet dort seine zurückhaltende Frucht und
tiefgründigen Nachhall.
Die Schattenmorelle gehört gleichsam wie die kroatische Maraska-Kirsche — welche
typischerweise für die Herstellung eines Maraschinos verwendet wird — der Familie der
Sauerkirschen an, ist jedoch kräftiger, dunkelfruchtiger und weniger parfümiert.
Für den Morellino schneiden wir den reinen Fruchtbrand mit einem Trester-Brand, welcher
ebenfalls aus Schattenmorellen gewonnen wird. Dies verleiht ihm den nötigen Biss, welcher
verschiedenen Cocktails seinen Charakter verleiht.
Die ersten 300 Flaschen Morellino, handsigniert und nummeriert, sind online bei Humbel
erhältlich. Weitere Information zur Geschichte des Maraschinos, zu Humbel und zu
Nicola Čolić sowie Bildmaterial zur freien Verwendung sind im Pressedossier zu finden.
Die Tage, in welchen Liköre an sich getrunken werden, sind vorbei; und wenngleich auch jedem Liebhaber
Süssens vom Reingenuss des Morellinos nicht abgeraten sein soll, so findet letzter doch seine
Erfüllung als Zutat in Mischgetränken. Nachfolgend einige Empfehlungen, wie er geistreich einzusetzen ist.
Reden ist Silber, doch der Geschmack spricht für sich. Hier eine Last Word-Variation, in
welcher der Morellino besonders gut wirken kann. Noten von Malz und Kakao gepaart mit
Kirsche — ein Getränk für Tresenkräfte und solche, die zu es sein wünschten.
30 ml schottischer Whisky, rauchig und gemein — Ardbeg oder etwas von diesem
Kaliber
30 ml Morellino
22.5 ml Limetten-Saft, frisch gepresst
22.5 ml Chartreuse, gelb nach Möglichkeit — wer es teutonischer mag, greife zum
Danziger Goldwasser; wessen Laune italienischer geprägt ist, zum Amaro delle
Alpi
🍸 Zutaten kräftig auf Eis schütteln, in eine
Cocktail-Schale doppelt abseihen und mit einer Prise Blatt-Gold dekorieren.
🤫 Letzteren sei hier auch eine nette Geschichte dargereicht,
mit dem sich Schweigereltern oder redselige Mitarbeiter an der Kaffeemaschine vorzüglich
beeindrucken lassen: Der Kräuter-Likör Chartreuse wird von französischen Mönchen
hergestellt, welche ein Schweigegelübte ablegen. Das heisst: Sie hören auf zu reden, und
brauen (oder beten) schweigend. Es hat sich darum in Fachkreisen eingebürgert, die Mischung
einer Spirituose, Kirschen-Likör, Zitrus-Saft und ebenjener Chartreuse so zu benennen, dass
es einem die Sprache verschlägt: Last Word, Wordsmith (mit Rum) oder eben,
wie hier, Silence is Gold.
Während der klassische Martini von Männern im sportlichen geschnittenen Einreiher
getrunken wird - getriebenen Angebern auf der Suche nach Anerkennung, so ist der Tuxedo
etwas, was von Musse zeugt. Ein lang unbeachteter Klassiker, der erfrischt, aber trotzdem
Nonchalance hat und sich gemäss der nachfolgenden Vorschläge komplett mit Schweizer Zutaten
mischen lässt.
25 ml weisser, trockener Wermut — Matter Dry, zum Beispiel
5 ml Morellino
5 Spritzer Orangen-Bitters — von Seventh Sense
🍸 Die vorgekühlte Cocktail-Schale mit Absinthe
ausschwenken. Zutaten auf Eis kaltrühren und in die Cocktailschale abseihen.
Als Garnitur bieten sich Holunder-Kapern an, also
unreife Holunder-Beeren, welche in Salz eingelegt wurden und in der nordic cuisine
Einsatz finden. Sie ersetzen hier die für den Martini typische, aber auch etwas
einfältige Olive; und unterstreichen geschmacklich diese Kapriziose optimal.
Der Sakura Martini wurde von Barmann Kenta Goto entwickelt, und präsentiert
eine leichte, weniger alkoholhaltige, aber auch raffiniertere Alternative zum klassischen
Martini. Ganz der japanischen Kultur entsprechend ist dies ein stilles, tiefes
Wässerchen; und erinnert uns an die klare, kindliche Freude, die uns beim Anblick der vollen
Kirschblüte befällt.
🍸 Zutaten mischen, und im Tiefkühler lagern. Zum
Servieren in vorgekühlte Gläser geben. Diese Art der vorausschauenden Zubereitung
verhindert, dass der Cocktail übermässig verwässert; und bietet einem gute
Beschäftigungsmöglichkeiten für unerwartete Gäste.
🍶 Es lassen sich mit diesem Cocktail auch vorzüglich die
verschiedenen sake-Stile auskosten: Die leichteren daiginjo (大吟醸) paaren sich gerne mit leichteren Gins, die heftigeren,
umami-reicheren honjōzō (本醸造) ziehen die Begleitung
eines schwerfälligeren Tanzpartners vor.
Meine Empfehlung ist es, hier einen leichten, floralen sake
mit hohem Poliergrad einzusetzen.
Mit einer in Salz eingelegten Kirschblüte garnieren. Diese findet man
gelegentlich in Japanläden, werden sie doch gerne dort in Süssigkeiten eingesetzt.
Was wir heutzutage als Old Fashioned kennen, also diese
puritanische Mischung von Whisky, Zucker und Bitters, hiess um 1800 herum lediglich Whisky
Cocktail (oder wahlweise auch Gin Cocktail, wenn man zu dem damals
gebräuchlichen Genever griff). Um 1820 herum fingen Barmänner an, diesen Getränken kleine
Mengen Liköre aller Façon hinzuzufügen und sie so zu verbessern - voilà, der Improved
Whisky Cocktail! Einige Gäste mochten dies, andere Gäste beharrten darauf, ihr Getränk
wie früher serviert zu bekommen, und so hat sich die Bezeichnung Old Fashioned für
einen einfachenWhisky Cocktail etabliert.
45 ml Bourbon oder Genever - persönliche Favoriten sind Elijah Craig 12 oder
Bols Oude Genever
10 ml Morellino
2.5 ml Gomme Sirup (oder 2:1 Zuckersirup)
5 Spritzer Aromatic Bitters
🍸 Zutaten auf Eis lange rühen, bis sie vollständig
heruntergekühlt sind und in die vorgekühlte Coupette geben.
Tatsächlich bietet sich der Morellino zur Verbesserung sowohl des Whisky wie
auch des Gin Cocktails gleichermassen an, indem er eine zurückhaltende Frucht und damit
etwas Poesie spendet an diesen Elementarsatz aller mixologischen Prosa.
Es hat sich bei dieser Familie von Mischgetränken eingebürgert, Orangen und Kirschen zur Garnitur
zu verwenden; und während beim Old Fashioned der Hauch einer Orangenzeste eine passende
Entscheidung ist, bietet es sich hier an, frische Kirschen in Triple Sec
aufzukochen und nach 4-wöchtiger Ziehzeit zur Dekoration heranzuziehen.
Auch als Papa Doble bekannt und eng verwandt mit dem Daiquirí № 4, ist dies
wohl der einzige Cocktail aus dem Kanon der Klassiker, bei dem welchem der Einsatz eines blenders nicht unter Strafe gestellt gehört. So mit Eis
geschlagen erinnert der Cocktail an die Gischt des Meeres.
45 ml weisser Rum im spanischen Stil, beispielsweise der in der Schweiz gebrannte Ron
de Marinero
30 ml weisser Grapefruit-Saft, frisch gepresst
15 ml weisser Limetten-Saft, id.
15 ml Morellino
5 ml Zucker-Wasser, 2:1
🍸 Zutaten mit 100 Gramm Eis in einem blender pürieren, bis eine homogene Masse entsteht.
Diese in eine vorgekühlte Cocktailschale geben, und mit Erdbeer-Minze
garnieren.
Natürlich lässt sich dieses Getränk auch einfach schütteln: In diesem Fall sollte der Zucker
weggelassen werden, und auf den sonst üblichen fine strain
verzichtet werden. Bei jedem Daiquirí sind die kleinen Eiskristalle, die sich beim
rechten Schütteln ergeben, Teil des Genusses.
Den Prince of Wales gab es wirklich: Sohn der Queen Victoria, welche für 63 Jahre ihr
Amt innehatte. In dieser Zwischenzeit wurde es dem Prinzen langweilig, und er begann, sich als
Kartenspieler, Schluckspecht und Mixologe von Gottes Gnaden einen Namen zu machen. Es entstand
so also diese wunderbare, königlich-verspielte Verbesserung des Improved
Whisky Cocktails.
45 ml Rye - es führt hier am legendären Rittenhouse kaum ein Weg vorbei, mit
frischer Ananas, Fruchtfleisch und Schale, infudiert
20 ml Morellino
3 Spritzer Aromatic Bitters
30 ml trockener Champagner
🍸 Alle Zutaten auf Eis kaltrühren und in eine vorgekühlte
Cocktailschale geben.
Traditionell wird dieser Cocktail hergestellt, indem ein Stück frischer Ananas gemörsert wird und
mit den übrigen Zutaten verrührt wird. Es wird dadurch das Getränk aber etwas trüb, weshalb die
Methode der Infusion sich anbietet. Hierzu die Ananas mit Schale würfeln, gewichtsmässig zu
gleichen Teilen mit dem Whisky mischen und für 7 Tage stehen lassen. Auch sei darauf
hingewiesen, dass hier der Champagner nicht für die Perlage hinzukommt, sondern für die ❝
Geschmackliche Auffächerung ❞ (siehe mixology.eu).
Wie beim Coronation ist hier als Garnitur eine Zitronenzeste passend,
oder, falls zur Hand, ein Blatt (Ananas-)Salbei.
Ein Klassiker aus dem Savoy Cocktail-Buch, welcher trotzdessen, dass er mit seinen
niedrigen Volumenprozent den Puls der Zeit trifft, weitgehend unbekannt ist. Ein Adonis
mit Kurven; ein kurzer Flirt vor dem Abendessen.
25 ml Fino Sherry, oder auch Palo Cortado
25 ml trockener, weisser Wermt
5 ml Morellino
5 Spritzer Orangen-Bitters, oder auch Kronenhallen Bitters von Seventh Sense
🍸 Zutaten auf Eis kaltrühren und in eine vorgekühlte
Cocktailschale geben.
Man kann diese Kreation gut ungarniert lassen; zuviel Schmuck steht niemandem gut. Eine kleine
Krönung mit einer Zitronenzeste ist hier nicht fehl, oder, falls Eindruck geschindet werden
muss, mit einem Blatt Pfirsich-Salbei.
Eine schlechte Crusta ist ein Verbrechen; eine Gute ein Ritterschlag - so handelt es
sich doch dabei um den ersten Vorläufer der sours, und ohne
diese gäbe es keine Sidecars, keine Cosmopolitains und keine Last Words.
🍸 Zur Vorbereitung eine Cocktailschale mit Aromatic
Bitters von Aussen einsprühen und daraufhin die so befreuchtete Seite mit Zucker
besprenkeln, bis das Glas völlig bezuckert ist. Kaltstellen. Alle Zutaten auf Eis
schütteln und in die vorbereitete Cocktailschale geben.
Wichtig zu verstehen hier ist, dass die Crusta kein
sour ist, und sich die Säure des Zitronensafts also unbemerkbar verhalten zu hat. Es geht
vielmehr darum, einen kleinen Sonnstrahl ins Glas zu lassen.
Traditionell gehört die Schale einer ganzen Zitrone als Garnitur ins Glas; es erschwert dies
jedoch das Trinken. Wenn der Cocktail also nicht für's Foto gemischt wird, sondern tatsächlich
eingenommen werden soll, so kann auf diese verzichtet werden, und der namensgebenden
Zuckerkruste Raum zur Wirkung gelassen werden.
Der Aviation ist einer dieser Getränke, das zu trinken sich die Cocktail-Historiker der
Neuzeit zwingen mussten. In seiner Original-Rezeptur mit Veilchen-Likör schmeckt er nämlich nach
Seife, und derartiges zu geniessen zeugt nicht von einem erlesenen Geschmack. Dankenswerterweise
hat sich der japanische Barmann Takumi dieses Themas angenommen, und
stattdessen Parfait Amour verwendet, ein Likör mit Rosen-, Vanille- und Zitrus-Aromen.
🍸 Alle Zutaten fest schütteln und doppelt abgeseiht in
die vorgekühlte Cocktail-Schale geben.
Wenn das Veilchen dem Cocktail schon entnommen wird, so kann es doch
als Garnitur wiederkehren: Man nehme hierzu ein kandiertes Veilchen, und befestige es mit etwas
geschmolzener, weisser Schokolade am Fusse des Glasses.